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Bönemann
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Neuenrade S. 254
Neuenrade, S. 259
Balve, S. 86
Balve, S. 96
Menden, S. 222
Menden, S. 225

Balve, S. 96
Dr. Bönemann, Leseprobe mit freundlicher Genehmigung der Geographischen Kommission

Balve-Abb1

Siedlungsplan Balve, um 1805

Handwerkliche und gewerbliche Betriebe
Die großen Anteile an Wald und Acker im Jahre 1829 mit ca. 90% der städtischen Gemarkung sowie die handwerkliche Wirtschaftsstruktur rechtfertigen es, die wirtschaftliche Basis der Stadt als dörflich zu bezeichnen. In der Liste aller Handwerker (1800–1830) fehlen spezielle Berufe. Die Handwerker verarbeiteten ihre eigenen dörflichen Rohprodukte, um sie auf nahen und fernen Märkten anzubieten. Die Produktionsstätten von Bier, Balver „Lüll“, und Branntwein umfassten vier Brauereien und acht Brennereien. Drei Weinschenken, 13 Branntweinschenken, drei Bierschenken und zehn Wirtshäuser im Jahre 1830 setzten die Produkte um. Elf Bäcker sorgten für Backwaren. Dank der verbreiteten Tierzucht wurden Tierfelle in großen Mengen zu Leder verarbeitet und als Sattler- und Schuhmacherprodukte auf nachbarlichen Märkten veräußert. Die Verbannung dieses Handwerks aus der Stadt in die Nähe der Hönne erfolgte nach dem letzen Stadtbrand. Wollwaren und Leinen guter Qualität wurden im Ausland abgesetzt. Zahlreiche Hausgrundrisse sind an den Beruf der Hauseigentümer bedarfsgerecht angepasst. Sie weisen eine große Deele als Raum für die Lagerung sowie abgetrennte Werkstätten für das Handwerk auf. Einige Wohnwirtschaftsgebäude sind dank ihrer Raumstruktur, der Besitzverhältnisse und des Berufs des Eigentümers als Ackerbürgerhäuser interpretierbar.

Nach dem Ersten Weltkrieg waren in Balve lediglich mittelständische Klein- und Kleinstbetriebe der Kleineisen- und Elektroindustrie, Sägewerke, eine Ziegelei und eine Radspeichenfabrik etabliert. Die handwerklich geprägte Struktur mit einem hohen Grad an Selbstversorgung ist seit dem 19. Jh. bis zu Beginn des 20. Jh.s nachzuweisen.

Die berufliche Struktur aber hat sich bis 1930 von der dörflichen Ausrichtung leicht entfernt. Eine Stadtwirtschaft ist nicht vorhanden. Die Hälfte der traditionsreichen Berufe ist verschwunden. Die meisten Berufe sind personell nur schwach vertreten. Einige Meisterberufe sind hinzugekommen. Eine differenzierte Wirtschaftsstruktur und eine vielfältigere wirtschaftliche Schichtung des Gemeinwesens werden erkennbar. Die meisten Berufe dienen weiterhin der Befriedigung unentbehrlicher Ansprüche des täglichen Lebens. Erste entbehrliche, spezialisierte und moderne Berufe treten auf. Die Berufsstruktur in der Stadt hebt sich kaum von der auf dem Land ab. Dort sind dieselben Berufe durchschnittlich in fast dreifacher Personalstärke vertreten. Um das Jahr 1930 gingen infolge der Wirtschaftskrise verschiedene Firmen in Konkurs, so die Chemische Fabrik in Wocklum, die Firma Eichof & Co., die Wuppertaler Metallindustrie sowie die Kalkwerke in Balve und Sanssouci mit der Folge einer hohen Arbeitslosigkeit in Balve; dies war ein herber Rückschlag für die Ansätze einer ersten Industrialisierung.

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